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Die meisten Elektronikbauteile sind während drei bis fünf, manchmal zehn Jahren erhältlich. Dies, da es, getrieben von der Konsumelektronik, für die Hersteller keinen Sinn macht, die Bauteile länger zu produzieren. Leider ist es so, dass vor allem Schlüsselbauelemente, z.B. Prozessoren und Speicher diesen Zyklen unterliegen.
Vor allem für vernetzte Systeme und IoT (Internet of Things) ist dies ein Problem, da häufig Investitionsgüter oder Gebäude digitalisiert, d.h. vernetzt werden. Auch für andere embedded Systeme und Mechatronik lohnt es sich, sich früh mit der Thematik zu befassen.
Es gibt verschiedene Alterungsmechanismen, bzw. Arten, wie sich diese Alterung auswirkt. Lassen Sie uns diese anschauen:
Eine Werkzeugmaschine wird von einem Mikroprozessor gesteuert, welcher, auch wegen der unfreundlichen Umgebung (Hitze, Vibrationen) ausfällt und einen sechsstelligen Wert ausser Gefecht setzt. Wenn dann der Chip nicht mehr erhältlich ist (Obsoleszenz, siehe nächster Absatz), kann das ein echtes Problem werden, für den Benutzer und dann auch für den Hersteller.
In gewisser Hinsicht ist dies die einfachste Art der Alterung, da sie in der Elektronik eigentlich bekannt ist und es daher zur Risikominderung etablierte Massnahmen gibt, alle während der Entwicklungsphase:
Die Produktion der Steuerung für ein Messgerät scheitert daran, dass es von den Schlüsselelementen (Mikrocontroller und CAN-Busansteuerung) keine Bauteile mehr gibt. Um das Gerät weiter im Markt verkaufen zu können, muss die Steuerung, die «eigentlich immer noch geht» komplett neu entwickelt werden, inkl. eines signifikanten Teils der Software, da mit der Prozessorarchitektur des bestehenden Gerätes schon lange keine neuen integrierten Schaltungen mehr erhältlich sind.
Diese Art der Alterung ist häufig nicht auf dem Radar der Entwickler und Produktverantwortlichen. Obwohl es einige Massnahmen gibt, um das Risiko einer Neuentwicklung zu mindern:
Irgendwie ist das die brutalste Art, wie ein Produkt obsolet werden kann: Ein Hersteller von vernetzten Gebäudeinstallationen hat vor einiger Zeit auf eine Rechnerplattform mit Betriebssystem gesetzt. Nach fünfzehn Jahren Betrieb kommen die Kunden bzw. deren Compliance-Auditor mit der Anforderung, dass nur ans Netz darf, wer seine Software auf dem neuesten Stand hält. Der Prozessor ist seit zwölf Jahren abgekündigt, er wird seit zehn Jahren vom Betriebssystem nicht mehr unterstützt. Und leider ist der ziemlich exotische, aber damals kostengünstige Formfaktor des Prozessormoduls (COM: Computer On Module) auch seit längerem nicht mehr am Markt erhältlich.
Was nun? Sowohl Software wie auch Hardware müssten komplett neu entwickelt werden, nur um die Geräte bei den Kunden nicht demontieren zu müssen.
Auch dieses Risiko lässt sich mindern, mit Massnahmen, die sowieso wegen den Cybersecurity-Regulatorien immer aktueller werden:
Das Thema hat natürlich über die obigen Beispiele hinaus auch einen Nachhaltigkeitsaspekt. Macht es Sinn, ganze Geräte wegzuwerfen, nur weil ein Bauteil nicht mehr lieferbar ist?
Was alle die Massnahmen zur Risikominderung gemeinsam haben ist eine Facette: die Lösungen sind im ersten Moment, d.h. während der Entwicklung, nie die billigsten Lösungen. Es braucht auch hier eine Sicht auf die kommerzielle Nachhaltigkeit (TCO: Total Cost of Ownership), welche leider häufig fehlt.
Ein weiterer, wichtiger Punkt ist es, dass die Pflege (z.B. Updates, siehe unten auch für Cybersecurity) während der ganzen Produktlebensdauer Geld kostet. Wie soll das im Geschäftsmodell abgebildet werden?
Eine Lösung sind «On Demand» Modelle, wie «Power by the Hour». Nur: was passiert wenn es keinen «Demand» mehr gibt? Wird dann das ganze Produkt aus dem Gebäude ausgebaut oder landet im Abfall?
Die neuen Cyber-Regulatorien verlangen eine Verfolgung und Korrektur (d.h. Software-Updates) von Schwachstellen über die ganze Produktlebensdauer. Dadurch werden die Hersteller gezwungen, Produktpflege zu betreiben. Diese Aufwände müssen im Preis oder dem gesamten Geschäftsmodell einkalkuliert werden.
Sobald man eine "wesentliche Änderung" machen muss, droht eine neue Konformitätsbewertung nach dem aktuellen Stand der Technik, welche dann zusätzliche Änderungen nach sich ziehen kann. Mit den entsprechenden Kosten...
Wie oben schon erwähnt, sind hier langfristige Überlegungen gefragt, denn wenn das Risiko zugeschlagen hat, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist, dann wird es meist mit Nachentwicklungen und Austausch im Feld sehr teuer. Und auch der Ruf des Herstellers kann Schaden nehmen, man denke nur an die Publicity durch Rückrufaktionen bei Autos.
Nachhaltigkeit im Sinne von langer Produktlebensdauer ist einer unserer Werte, Qualität ist der Weg, wie wir dies erreichen. Reden Sie mit uns in einem ersten, kostenlosen Workshop über Ihre Herausforderungen. Auch haben wir schon mehrfach Obsoleszenzprobleme «minimal-invasiv» gelöst, kontaktieren Sie uns für eine erste Beurteilung .
Andreas Stucki
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ist Dipl. Ingenieur ETHZ, Mitgründer und Geschäftsführer. Er engagiert sich für saubere technische Resultate, sinnvolle Prozesse und Führung als Befähigung und Entwicklung. In früheren Leben war er Hochfrequenzingenieur, Projektleiter und technischer Verkäufer. Andreas fährt Velo, fliegt Gleitschirm und betreibt Karate seit seinem 52ten. "Der Weg ist das Ziel"
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